𝐓𝐡𝐞 𝐄𝐠𝐨: 𝐋𝐞𝐭𝐭𝐢𝐧𝐠 𝐠𝐨!  2. Teil

Juni 21, 2023

Wir lassen die Teile unseres Egos los, die uns nicht nutzen oder gar schaden. Nachdem wir in der ersten Folge den Gedanken verfolgten, daß die Angst vor Bewertungen anderer uns hindert zu wachsen, kommen wir heute zu einem weiteren elementar wichtigen Teil.

2. Ä𝐫𝐠𝐞𝐫 𝐥𝐨𝐬𝐥𝐚𝐬𝐬𝐞𝐧. 𝐕𝐞𝐫𝐠𝐞𝐛𝐮𝐧𝐠 𝐥𝐞𝐫𝐧𝐞𝐧

Manchmal klebt unser Ego an etwas, was jemand anders uns angetan hat. Es ist wichtig, zu vergeben und zu erkennen, daß wir alle fehlerbehaftet sind.

Der Schwache kann niemals vergeben. Vergebung ist ein Attribut der Starken.

Ich war 17 als meine Ex Freundin, ich hatte 6 Wochen vorher Schluss gemacht, mir sagte, daß sie schwanger sei. Ich musste den Gedanken erst etwas durchs System laufen lassen, um mit meinem leicht bekifften Hirn zu verstehen, daß diese Situation nicht verschwindet, wenn ich einfach den nächsten Dübel rolle, bevor ich meine Eltern in mein Zimmer rief. Ich erzählte ihnen, was los ist und dann gab es einen Moment der Stille. 
Mein Vater erhob sich, schaute mich an und schrie: „Dein Leben ist jetzt vorbei, mein Sohn!“, knallte die Tür und ich war mit meiner Mutter allein. Von ihr kam nichts, gar nichts.
Das war das erste Mal in meinem Leben, daß ich das Gefühl hatte, komplett allein zu sein. Ohne Support, ohne Halt. Mein Vater hat sich in dem Moment von mir getrennt. Das war mein Gefühl. Ich weiss nicht, wie oft ich ihm in den folgenden Jahren die Schuld gab für alle Dinge, die ich so verkackt habe.

𝐉𝐞𝐝𝐞 𝐇𝐚𝐧𝐝𝐥𝐮𝐧𝐠 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐬 𝐌𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐛𝐞𝐫𝐮𝐡𝐭 𝐚𝐮𝐟 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐫 𝐩𝐨𝐬𝐢𝐭𝐢𝐯𝐞𝐧 𝐀𝐛𝐬𝐢𝐜𝐡𝐭.

Ich las diesen Satz vor einiger Zeit und er fühlte sich vollkommen falsch an. Mord, Vergewaltigung, Krieg, alle diese Dinge kommen einem in den Sinn. 
Aber der Satz ist wahr. Jedes System ist dazu bestimmt, sich selbst zu erhalten und demzufolge ist jede Handlung dazu bestimmt, das System positiv zu beeinflussen. Das meint dieser Satz. 
Das innere System meines Vaters war Sicherheit, Angst vor Verlust, Kriegsgeneration. Als ich verstand, daß nicht mein Leben vorbei war, sondern seine Vorstellung eines sicheren Lebens, konnte ich beginnen, ihm zu vergeben. Ich habe seine Reaktion akzeptiert und konnte positive Mechanismen entwickeln, die mich dann später unterstützt haben. 
Ich war allein – ich habe es allein geschafft.

Wie lernen wir zu vergeben? In Kurzform 
1. Bewusstes Durchleben – Wirklich Hinschauen, auch wenn es weh tut. 
2. Entschluss zu vergeben – aktiv vergeben wollen. Auch meine Wut verstehen und mir vergeben.
3. Verständnis – Im Sinne des oben beschriebenen versuchen, Verständnis für die andere Seite zu entwickeln. Es geht nicht darum, wie ich gehandelt hätte. 
4. Akzeptanz – endlich am Ziel. Weitergehen und wachsen

Die Reaktion an sich ist immer noch falsch. Wir haben uns nie wieder vertragen.

„Vergebung ist ein Ziel, das ständig in Bewegung ist.“ Robert Enright