Bequemlichkeit und moderne Welt!

In dieser Welt kann man reich werden, in dem man einen Schmerz identifiziert, der aus der dem täglichen Leben innewohnende Reibung entsteht. Dann bietet man eine Möglichkeit an, diesen Schmerz zu umgehen, meist irgendeine App. Uber nimmt den Schmerz, die Nummer des Taxiunternehmens anzurufen. Mit der App bezahlen nimmt den Schmerz, nach Bargeld suchen zu müssen. Prime lässt einen alles Filme zu Hause gucken und Lieferando bringt das Essen aufs Sofa.
Die Frage ist nicht, ob diese wachsende Sucht nach Bequemlichkeit die Dinge einfacher macht ( unbestritten) . Ist die Einfachheit aber wirklich das, was in dem Kontext Leben wertvoll ist.
Die sozialen Verbindungen in einem Viertel, der Tante Emma Laden, das schnelle Gespräch mit dem Bäcker sind alles wichtige kleine Dinge, die uns als Menschen zu einer Gemeinschaft werden lassen.
Die Suche nach Bargeld lässt mich kurz innehalten und fragen, ob ich den Kauf wirklich machen muss. Je bequemer ein Prozess wird desto mehr nehme ich diesem die Bedeutung. Die kreierten Schmerzpunkte sehen auf den ersten Blick wie Unannehmlichkeiten aus, sie verkörpern aber in Wahrheit unsere Menschlichkeit. Netflix ist super, aber mit Kumpels ins Kino zu gehen ist ein ganz anderer Schnack.

Diese Bequemlichkeit hat immer mehr Einzug gehalten in das neue Leben. New Work ist meines Erachtens eine direkte Folge dieser schleichenden Entfremdung von den Unannehmlichkeiten. Die wahren Konsequenzen übersteigen die Länge eines solchen Beitrags.
Die Idee der 35 Stunden Woche entsprang vor 40 Jahren der Tatsache, daß es Milionen Arbeitslose gab. Das Argument damals, diese nicht einzuführen war natürlich das Geld.
Heute ist die 4 Tage Woche der Idee entsprungen, daß es viel bequemer sei, von zu Hause zu arbeiten wegen Produktivität usw.
Die Bequemlichkeit übernimmt unsere Leben und die Konsequenzen sind von niemandem abzusehen. Diese Kultur spielt uns vor, daß wir Platz für alles Wichtige finden, wenn wir die lästigen Aufgaben eliminieren. Das ist gelogen. Die unausweichliche Realität eines endlichen Lebens ist, dass man sich entscheiden muss.Decidere bedeutet abschneiden und das widerspricht der Idee von Bequemlichkeit.
Eine Entscheidung bedeutet, daß eine unendliche Anzahl anderer Alternativen geopfert werden muss.
Ich wachse an meinen Aufgaben und den unangenehmen Dingen, die, wenn ich sie überwunden habe, eine tiefe Zufriedenheit hinterlassen. Wenn es anders wäre, hätten wir alle keine Kinder mehr. Nichts daran, ein Kind grosszuziehen, ist bequem oder schön. Wir bekommen auch nichts zurück. Und doch schauen wir jeden Tag hundertmal auf sie und werden von uns selbst belohnt.
Anstatt das Leben in die Hand zu nehmen, versuchen wir uns vor der Entscheidung zu drücken, was wir mit unserer begrenzten Zeit anfangen wollen, lenken uns ab und vergessen, daß die sinnstiftenden Dinge in fast allen Fällen die sind, die grad nicht bequem daherkommen.

LASS UNS REDEN

Über WhatsApp kontaktieren






    Sie verwenden einen veralteten Browser. Laden Sie sich hier einen neuen herunter!